3. bis 9. September

Programmübersicht

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Filmbeschreibungen

UNTER DEN STERNEN VON PARIS
– Sous les étoiles de Paris

Frankreich 2020 – Regie: Claus Drexel
86 Min. OmU (Französisch) / deutsche Fassung – Alter: k. A.

Mit: Catherine Frot, Dominique Frot, Mahamadou Yaffa 
Drehbuch: Olivier Brunhes, Claus Drexel – Musik: Valentin Hadjadj – Kamera: Philippe Guilbert – Schnitt: Anne Souriau

Seit vielen Jahren schon lebt die obdachlose Christine (Catherine Frot) völlig isoliert von Freunden und Familie unter einer Pariser Brücke. In einer schicksalshaften Nacht, wie es sie sonst eigentlich nur im Märchen gibt, platzt ein achtjähriger Junge mitten in ihre Lagerstatt. Der kleine Suli (Mahamdou Yaffa) ist hoffnungslos verloren, spricht kein Wort Französisch und wurde von seiner Mutter getrennt. Zusammen brechen die beiden auf, um Sulis Mutter zu suchen …

„Dieser Film erstrahlt in der Dunkelheit der Welt“ – Marie Claire


GUNDA

Norwegen/USA 2020 – Regie: Victor Kossakowski 
93 Min. ohne Dialog – jugendfrei

Drehbuch: Victor Kossakovski, Ainara Vera – Kamera: Egil Håskjold Larsen, Victor Kossakowski – Schnitt: Victor Kossakowski, Ainara Vera – Ton: Alexandr Dudarev

Gunda liegt dösend in der offenen Stalltür, die Augen geschlossen, der Atem gleichmäßig. Doch mit der Ruhe hat es bald ein Ende. Die Ferkelbande schießt um die Ecke und stürzt sich auf den massigen Körper ihrer Mutter.Regisseur Victor Kossakovsky begegnet den tierischen Bewohnern auf einem kleinen norwegischen Hof auf Augenhöhe und erzählt sie in poetischen Schwarz-weiß-Bildern als Geschöpfe mit eigener Wahrnehmung, eigenem Empfinden und eigenen Gewohnheiten unterstrichen von einem Sound aus Rascheln, Grunzen, Schmatzen, vorgegeben von der Natur. Eine Liebeserklärung ohne Appell und Ausrufezeichen.

„Ein großer, zu Herzen gehender Film über das Mysterium des Lebens.“ – Bert Rebhandl

„GUNDA ist Kino pur.“ – Paul Thomas Anderson


DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT
– There is No Evil

Deutschland, Iran, Tschechien 2020 – 152 Min.
OmU (Persisch) / deutsche Fassung – Alter: k. A.

Regie, Drehbuch: Mohammad Rasoulof
Mit: Ehsan Mirhosseini, Shaghayegh Shourian, Kaveh Ahangar, Alireza Zareparast, u.a.
Kamera: Ashkan Ashkani – Schnitt: Mohammadreza Muini, Meysam Muini – Musik: Amir Molookpour

Heshmat ist ein vorbildlicher Ehemann und Vater, jeden Morgen bricht er sehr früh zur Arbeit auf. Wohin fährt er? Pouya kann sich nicht vorstellen, einen anderen Menschen zu töten, trotzdem bekommt er den Befehl. Kann es einen Ausweg für ihn geben? Javad besucht seine Freundin Nana um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Doch dieser Tag hält für beide noch eine andere Überraschung bereit. Bahram ist Arzt, darf aber nicht praktizieren. Als ihn seine Nichte Darya aus Deutschland besucht, beschließt er, ihr den Grund für sein Außenseiterdasein zu offenbaren.

Die vier Geschichten, aus denen DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT besteht, sind Variationen über die Themen moralische Kraft und Todesstrafe. Sie fragen danach, bis zu welchem Grad individuelle Freiheit unter einem despotischen Regime und scheinbar unentrinnbaren Bedrohungen möglich ist. Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof verknüpft sie narrativ nur lose, dennoch sind sie auf unerschütterliche und tragische Art miteinander verbunden. Angesichts der organisierten Unterdrückung scheint es nur eine Wahl zu geben: zwischen Widerstand und Überleben. Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis, den Goldenen Bären, bei der Berlinale 2020.


VOR MIR DER SÜDEN

Deutschland 2020 – 117 Min.
OmU (Italienisch) / deutsche Fassung – Alter: k. A.

Regie, Drehbuch: Pepe Danquart
Kamera: Thomas Eirich-Schneider – Schnitt: Andrew Bird, Gregor Bartsch – Musik: Amiina, Etta Scollo

1959, Italien. Pier Paolo Pasolini setzt sich im ligurischen Badeort Ventimiglia in seinen Fiat Millecento und umrundet einmal die italienische Küste. Der Form des berüchtigten Stiefels folgend fährt er 3000 Kilometer bis hinauf nach Triest. Seine außergewöhnliche Reise gilt 60 Jahre später als einzigartiges Dokument europäischer Kulturgeschichte. Das im Zeichen des Wirtschaftswunders und des beginnenden Massentourismus prosperierende Italien beschrieb Pasolini mit einer großen Portion Hellsichtigkeit, Empathie und Witz. In VOR MIR DER SÜDEN begibt sich der deutsche Filmemacher Pepe Danquart auf Pasolinis Spuren. Die damalige Umrundung unternimmt auch Danquart als fliegender Flaneur im Fiat Millecento und blickt auf Umbrüche – nicht nur in einem Land, sondern auf einem ganzen Kontinent.
Zwischen Dolce Vita und nostalgischer Endzeitstimmung: Pepe Danquart hat einen fesselnden, bildstarken und erhellenden Dokumentarfilm geschaffen, der die Kulturen des Reisens und der Industrie klug miteinander kurzschließt und sie durch den Wandel der Zeiten verfolgt. Danquart, der mit Filmen wie ‘Am Limit’ visionäre Kinokraft unter Beweis gestellt hat, findet einen liebevollen und humorigen Umgang mit den neuen Trieben aus dem Boden einer längst vergangenen Zeit. Italien zeigt er als radikales Konzentrat einer europäischen Epoche, die zugleich großartig und bestürzend ist.