15. bis 21. April 2022

Kinoprogramm

Filmbeschreibungen


BEATRIX

Österreich 2021 – Regie, Schnitt: Milena Czernovsky, Lilith Kraxner  95 Min. – Originalfassung (Deutsch)

Mit: Eva Sommer, Katharina Farnleitner, Marthe de Crouy-Chanel Kamera: Antonia de la Luz Kašik – Ton: Benedikt Palier

Eine junge Frau, Beatrix, hütet für eine Zeit ein Haus, bekommt ab und an Besuch und am Ende eine Mitbewohnerin. Durchgehend bleiben wir mit Interesse und ohne ein Gefühl von Voyeurismus bei dieser nicht einmal besonders sympathischen Person, bei ihren täglichen Verrichtungen, ihrer Langeweile, ihrem eher lust- und energielosen Dahinleben in dem fremden Haus.

Dieses Wunder vollbringen die Regisseurinnen mit minutiös kadrierten Bildern, gefilmt im 16mm-Format, und einer intimen, zugleich unaufdringlichen Nähe.
(Barbara Kronsfoth – Viennale’21)

Donnerstag, 21. April, 20.15 Uhr
Filmgespräch mit den Regisseurinnen Milena Czernovsky, Lilith Kraxner

Lilith Kraxner lebt und arbeitet in Wien. Nach zweijähriger Ausbildung an der Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film studiert sie seit 2018 an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse für Video und Videoinstallation.

Milena Czernovsky studiert seit 2016 Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Bühne, Installation und Film.


RIMINI

Deutschland, Frankreich, Österreich 2022 – Regie: Ulrich Seidl
114 Min. – deutsche Originalfassung

Mit: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Inge Maux, Claudia Martini, Georg Friedrich
Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz – Kamera: Wolfgang Thaler – Schnitt: Mona Willi
Musik: Fritz Ostermayer, Herwig Zamernik

Richie Bravo, einst ein gefeierter Schlagerstar, jagt im winterlichen Rimini seinem verblichenen Ruhm hinterher. Mit Auftritten vor Bustouristen und Liebesdiensten an weiblichen Fans finanziert er seinen ausschweifenden Lebensstil zwischen Dauerrausch und Spielsucht. Als eines Tages seine erwachsene Tochter vor ihm steht und das Geld einfordert, das er ihr nie gegeben hat, beginnt seine Welt zu kollabieren. Währenddessen zieht sein greiser, an Demenz erkrankter Vater in einem österreichischen Pflegeheim die immer gleichen Kreise und wird von seiner Nazi- Vergangenheit eingeholt.

„Das winterliche Rimini ist neben Richie Bravo der zweite entscheidende Protagonist des Films. Der menschenleere Urlaubsort an der Adria ist eine stimmungsvolle Nachsaisonhölle, die perfekt zum abgenutzten Charme dieses Mannes passt. Die Bilder von Wolfgang Thaler zeigen eine nebelverhangene Gespensterwelt, in der sich ein kleiner Rest Leben regt.“
– Der Standard


DIE LETZTEN ÖSTERREICHER

Österreich, Ukraine 2020 – Regie: Lukas Pitscheider
85 Min. – OmU (Deutsch, Ukrainisch)

K
amera: Steven Heye – Schnitt: Johannes Schellhorn, Julia Willi

Mittwoch, 20, April, 20 Uhr
Filmgespräch mit Regisseur Lukas Pitscheider

Königsfeld ist ein österreichisches Dorf mitten in den ukrainischen Karpaten. Soweit das Auge reicht, ist die kleine Gemeinde von dichtem Wald umgeben. Mit schweren Holzstämmen beladene Lastkraftwagen brettern durch die Talstraße, welche von tiefen Schlaglöchern durchzogen ist. Holz dominiert das Dorfbild. Die Vorfahren der österreichischen Bewohner wurden im 18. Jahrhundert als Waldarbeiter aus dem Salzkammergut in den Osten der damaligen Habsburgermonarchie umgesiedelt.  Mittlerweile hat die deutschsprachige Gemeinde nur noch ein paar Dutzend EinwohnerInnen. Während manchen die Abwanderung als einzige Möglichkeit erscheint, schöpfen andere neue Hoffnung, indem sie versuchen, den Wintertourismus ins Tal bringen.

Der Südtiroler Lukas Pitscheider hat DIE LETZTEN ÖSTERREICHER über den Zeitraum von drei Jahren begleitet, die Altösterreichische Sprache dokumentiert und ein stimmungsvolles Portrait einer abseits gelegenen Gemeinschaft eingefangen.


ABTEIL NR. 6 – Hytti nro 6

Finnland, Deutschland, Estland, Russland 2021
Regie: Juho Kuosmanen
107 min – OmU (Russisch/Finnisch) / deutsche Synchronfassung

Mit: Yuriy Borisov, Seidi Haarla, Yuliya u. a.

Nur wenige Menschen zieht es im Winter ins eisige Murmansk am nördlichen Polarkreis. Die schüchterne finnische Archäologiestudentin Laura aber ist fest entschlossen, die berühmten Felsenmalereien der Stadt zu besichtigen – eine unglückliche Romanze, die sie in Moskau hinter sich lässt, motiviert ihren Entschluss umso mehr. Die Aussicht auf eine beschauliche Eisenbahnreise zerschlägt sich schnell als Laura ihren Mitreisenden im Abteil Nr. 6 kennenlernt: Ljoha ist Bergarbeiter, trinkfest und laut, ein Typ, der keine Grenzen zu kennen scheint und Lauras schlichtweg ignoriert. Doch während der nächsten Tage ihrer gemeinsamen Reise müssen die ungleichen Passagiere auf engstem Raum miteinander auskommen lernen. Der Beginn einer unerwarteten Annäherung.

Zum Sound von VOYAGE VOYAGE nimmt uns Juho Kuosmanen („Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“) mit auf eine atmosphärische Reise durch das winterliche Russland der späten 1990er Jahre, auf der sich zwei Außenseiter über alle Kultur- und Klassengrenzen hinweg begegnen und näher kommen. Ein liebevoll raues, melancholisch-komisches Roadmovie auf Schienen, inspiriert durch den gleichnamigen Roman von Rosa Liksom.

Cannes Filmfestival 2021: Großer Preis der Jury

„Ein Film, der uns schließlich zu diesem Punkt führt: Freude“ – Le Monde

„Eine lebensverändernde Reise“ – Les Inrockuptibles


DER SCHNEELEOPARD
– La Panthère des neiges

Frankreich 2021 – Regie, Drehbuch: Marie Amiguet, Vincent Munier
92 Min. OmU (Französisch) – Alter: k. A.

Kamera: Vincent Munier – Schnitt: Vincent Schmitt – Musik: Nick Cave, Warren Ellis

1963. Frankreich. Die junge Studentin Anne wird nach einer kurzen Affäre, die keine Zukunft hat, schwanger. Ihre einsame Entscheidung zu einer Abtreibung ist gefallen. Mit einem Kind wäre Annes Wunsch nach einer selbstbestimmten Zukunft als Autorin

Im Herzen des tibetischen Hochlands begibt sich Natur- und Wildlife-Fotograf Vincent Munier zusammen mit dem Schriftsteller Sylvain Tesson auf die Suche nach dem Schneeleoparden. Nur noch wenige Exemplare der gefährdeten und scheuen Art sind in freier Wildbahn anzutreffen. Tagelang durchstreifen die beiden Männer das Gebirge, lesen Spuren, werden mit der Landschaft eins. Geduldig harren sie aus, beobachten und fotografieren. Ihre langsame Jagd nach dem Schneeleoparden entwickelt sich dabei zu einer inneren Reise, einem stillen Dialog über den Platz des Menschen in einer verschwindenden Welt. Herausgekommen ist ein Film von überwältigender Schönheit, die kongeniale Filmmusik steuerten Nick Cave und Warren Ellis bei.

„Eine filmische Rückbesinnung auf das Animalische im Menschen, eine Lektion in Demut gegenüber der Natur und eine meditative Versenkung.“ – Livreshebdo