18. bis 24. März

Programmübersicht

Filmbeschreibungen


DAS EREIGNIS – L’évènement

Frankreich 2021 – Regie: Audrey Diwan
100 Min. OmU (Französisch) / deutsche Synchronfassung – Alter: k. A.

Mit: Anamaria Vartolomei, Kacey Mottet Klein, Luàna Bjrami, Sandrine Bonnaire u. a.
Drehbuch: Audrey Diwan, Marcia Romano, Anne Berest nach dem gleichnamigen Roman von Annie Ernaux

1963. Frankreich. Die junge Studentin Anne wird nach einer kurzen Affäre, die keine Zukunft hat, schwanger. Ihre einsame Entscheidung zu einer Abtreibung ist gefallen. Mit einem Kind wäre Annes Wunsch nach einer selbstbestimmten Zukunft als Autorin unmöglich: Sie könnte nicht einmal ihr Studium vollenden. In dieser Zeit ist es für ein junge Frau jedoch nicht einfach, ihr Recht auf einen Abbruch durchzusetzen. Die Ärzte, die Anne mehr oder weniger wohlwollend gegenüberstehen, berufen sich auf die Gesetze und bieten der jungen Frau keinerlei Hilfe. In ihrer tiefen Not und unter dem Zeitdruck der Natur lässt nun Annie nichts unversucht, um ihr Ziel zu verwirklichen – auch wenn sie dabei mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben spielt.

Filmfestspiele Venedig 2021: Goldener Löwe
Eröffnungsfilm Viennale 2021


NOCH EINMAL, JUNE – June Again 

Australien 2020 – Regie, Drehbuch: JJ Winlove
99 Min. OmU (Englisch) / deutsche Synchronfassung – Ab 12 Jahren

Mit: Noni Hazlehurst, Claudia Karvan, Stepgen Curry, Di Adams Kamera: Hugh Miller – Musik: Christopher Gordon

Als June Wilton zu sich kommt, sieht sie sich einem Arzt gegenüber, der sie allen Ernstes fragt, was das für ein Ding sei, das er in der Hand hält? Ein Kugelschreiber natürlich, blöde Frage, meint June. Und warum, fragt sie indigniert, ist sie nicht zuhause?

June muss daraufhin erfahren, dass sie nach einem Schlaganfall dement wurde und seit fünf Jahren in einem Pflegeheim lebt – bis nun völlig überraschend – ein Zustand vollständiger geistige Klarheit eingetreten ist. Allerdings droht jederzeit ein Rückfall, warnt der Arzt, wenn sie sich zu sehr aufregt. Das hält die willensstarke June allerdings nicht davon ab, bei erstbester Gelegenheit aus dem Heim zu flüchten und in ihr Haus zurückzukehren. Doch dort wohnt inzwischen eine ihr völlig unbekannte Familie. Und das ist erst der Anfang des Schlamassels …

NOCH EINMAL, JUNE erzählt eine ergreifende Familiengeschichte, mit einem präzisen Blick auf das, was Familie ausmacht. Ohne jegliche Sentimentalität, dafür mit sehr viel Humor und einem untrüglichen Gespür für die kleinen und großen Absurditäten des Alltags.

„Eine wunderbare Art 100 Minuten seines Lebens zu verbringen.“ – Eventalaide


THE CARD COUNTER

Großbritannien, Kanada, USA 2021 – Regie. Drehbuch: Paul Schrader
112 Min. OmU (Englisch) / deutsche Synchronfassung – Alter: k. A.

Mit: Mit: Oscar Isaac, Willem Dafoe, Tye Sheridan, Tiffany Haddisch u. a. Kamera: Alexander Dynan – Schnitt: Benjamin Rodriguez Jr.

William Tell (Oscar-Verdacht: Oscar Isaac) zieht als Kartenspieler durch die Casinos. Ihn jagen die Geister seiner Vergangenheit bei der US-Army. Als er eines Tages auf den jungen Cirk (Tye Sheridan) trifft, erwacht sein apathisches Dasein wieder zum Leben: Cirk bittet ihn um Hilfe bei seinem Racheplan an einem hohen Offizier der US-Armee (unheimlich: Willem Defoe).
Das New Hollywood Dream Team von „Taxi Driver“ und „Wie ein wilder Stier“ Martin Scorsese (Produktion) und Paul Schrader (Regie) erzählt erneut von einem Einzelgänger, der den American Way of Life in Frage stellt. In der großen Tradition von Spielerfilmen wie „Die Farbe des Geldes“ oder „Casino“ erzählt Schrader nicht bloß die atemberaubend spannende Geschichte eines Gamblers, sondern auch eine Geschichte über die politische Verfasstheit seines Landes.

„Eine überaus fesselnde Geschichte, voll trockenem Humor und ein subtiler Kommentar zur essentiellen Leere des American Life.“ – Little White Lies

„Großes Kino mit moralischem Tiefgang.“ – EPD Film


ROTZBUB

Österreich 2021 – Regie: Santiago López Jover, Marcus H. Rosenmüller
90 Min. Deutsche Originalfassung – Alter: k. A.

Mit: Markus Freistätter, Gerti Drassl, Mario Canedo, Maurice Ernst, Roland Düringer, Erwin Steinhauer u. a. Drehbuch: Martin Ambrosch – Schnitt: Philipp Bittner – Musik: Gerd Baumann – Produzent: Josef Aichholzer

Ahmet ist der pflichtbewusste Sohn türkischer Einwanderer, ein harter Boxer und fleißiger Soldat, der sich dem „Dienst für Österreich“ verschrieben hat. Im Laufe seines Lebens hat er gelernt, sich an die Erwartungen anderer anzupassen.
Der Wunsch, sich wieder wie er selbst zu fühlen, zwingt Ahmet, einen alten Traum zu verfolgen und sich für den Schauspielunterricht einzuschreiben. Dort wird er ermutigt, sich

Beim Wirten in Siegheilkirchen sitzt ein Rotzbub und zeichnet die nackerte Fleischhauerin. Die Bilder erregen den ganzen Ort, der Rotzbub heißt Manfred Deix und hat Talent. Doch Maler braucht so eine Kleinstadt im Österreich der 1960er vor allem zum Überpinseln ihrer braunen Flecken. Zum Glück gibt es das Espresso Jessy, das Bier und den Rock’n’Roll. Eines schönen Tages kommen die Roma in den Ort und mit ihnen die furchtlose Mariolina. Endlich gibt es in Siegheilkirchen wirklich etwas zu zeichnen. Aber den Ewiggestrigen im Dorf ist das Fremde natürlich ein Dorn im Auge und sie basteln schon an einer Bombe.

Kaum ein Künstler hat Österreichs Selbstbild nach 1945 so geprägt wie Manfred Deix. Seine unverwechselbaren Bilder lernen nun laufen und erzählen uns von den Wurzeln ihrer liebevollen Drastik. Wieso wird einer so und wieso kann dann trotzdem was aus ihm werden? Die Zärtlichkeit, mit der Regisseur Marcus H. Rosenmüller gemeinsam mit dem Villacher Produzenten Josef Aichholzer der Figur des ROTZBUB weit über das Derbe hinaus lebendige Facetten abgewinnt, zeugt von hoher Kompetenz für die Vielschichtigkeit der Provinz. Markus Freistätter macht den lustvollen Leidensweg seiner Titelrolle spürbar. Und der Cast staubt nur so vor Publikumslieblingen. Bevor wir in die überwältigende Liste einsteigen, seien zwei Cameos besonders hervorgehoben: Armin Assinger als Gendarm ist wohl der Glücksgriff des Jahrtausends, und Bilderbuch-Frontman Maurice Ernst als Einfaltspinsel die Entdeckung des Jahrzehnts. (Text: Hosea Ratschiller)