22. bis 28. April 2022

Kinoprogramm

Filmbeschreibungen


DER BAUER UND DER BOBO

Österreich 2022 – Regie: Kurt Langbein
96 Min. – Originalfassung (Deutsch)

Mit: Christian Bachler, Florian Klenk
Kamera: Christian Roth

Donnerstag, 28. April, 19:30 Uhr – FILMGESPRÄCH
Christian Bachler „Der Bauer“ und „Der Regisseur“ Kurt Langbein

Der steirische Bergbauer Christian Bachler zieht auf Facebook gegen den wortgewaltigen Falter-Chefredakteur Florian Klenk zu Felde. Dieser lobt ein Urteil, in dem ein Bauer für das gefährliche Verhalten seiner Kühe verurteilt wurde. Klenk sei ein „arroganter Oberbobo“ und ignoriere die Lage der Bauern: „Steigen Sie von ihrem Bobo-Ross und kommen Sie zu einem Praktikum“. 250.000 Menschen sehen das Video.

Klenk kommt und lernt Bachlers Welt kennen. Aus dem Streit wird eine Freundschaft. Bachler gilt als Wutbauer. Der Rebell betreibt auf 1450 Metern mit Kühen, Alpenschweinen, Yaks, Gänsen und Hühnern eine alternative Landwirtschaft mit Almbetrieb und Selbstvermarktung. Doch der Weg dorthin war schwierig. Mit 20 Jahren hatte Bachler den Hof übernommen und mit leicht erteilten Krediten eine konventionelle Milchproduktion aufgezogen. Dann wurden die Subventionen verändert. Schließlich brach der Milchpreis ein, die Schulden blieben – trotz des Umstiegs in die alternative Landwirtschaft.

Als Klenk erfährt, dass die Raiffeisenbank den Hof versteigern will, reagiert der Oberbobo und Journalist nicht mit einem Artikel darüber, sondern startet via social media ein crowdfunding. 13.000 facebook-Nutzer spenden binnen zweier Tage 420.000 Euro. Bachler ist schuldenfrei. Ein modernes Märchen.


RIMINI

Deutschland, Frankreich, Österreich 2022 – Regie: Ulrich Seidl
114 Min. – deutsche Originalfassung

Mit: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Inge Maux, Claudia Martini, Georg Friedrich
Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz – Kamera: Wolfgang Thaler – Schnitt: Mona Willi
Musik: Fritz Ostermayer, Herwig Zamernik

Richie Bravo, einst ein gefeierter Schlagerstar, jagt im winterlichen Rimini seinem verblichenen Ruhm hinterher. Mit Auftritten vor Bustouristen und Liebesdiensten an weiblichen Fans finanziert er seinen ausschweifenden Lebensstil zwischen Dauerrausch und Spielsucht. Als eines Tages seine erwachsene Tochter vor ihm steht und das Geld einfordert, das er ihr nie gegeben hat, beginnt seine Welt zu kollabieren. Währenddessen zieht sein greiser, an Demenz erkrankter Vater in einem österreichischen Pflegeheim die immer gleichen Kreise und wird von seiner Nazi- Vergangenheit eingeholt.

„Das winterliche Rimini ist neben Richie Bravo der zweite entscheidende Protagonist des Films. Der menschenleere Urlaubsort an der Adria ist eine stimmungsvolle Nachsaisonhölle, die perfekt zum abgenutzten Charme dieses Mannes passt. Die Bilder von Wolfgang Thaler zeigen eine nebelverhangene Gespensterwelt, in der sich ein kleiner Rest Leben regt.“
– Der Standard


ALLES IST GUT GEGANGEN
– Tout s’est bien passé


Frankreich 2021 – Regie: François Ozon
114 Min. – Originalfassung (Französisch) / deutsche Synchronfassung – Ab 12 Jahren

Mit: Sophie Marceau, André Dussollier, Géraldine Pailhas, Charlotte Rampling, Eric Caravaca, Hanna Schygulla u. a.
Kamera: Hichame Alaouie – Schnitt: Laure Gardette

Emmanuèle (Sophie Marceau), eine Schriftstellerin mit blühendem Privat- und Berufsleben, eilt ins Krankenhaus – ihr Vater André (André Dussollier) hatte gerade einen Schlaganfall. Er ist Mitte achtzig, ein wohlhabender Fabrikant und Kunstsammler. Und ein Misanthrop, der das Leben leidenschaftlich liebt, nun aber auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Ohne Aussicht auf Besserung möchte er sein Leben selbstbestimmt beenden …

Frankreichs Meisterregisseur François Ozon präsentiert mit seinem 20. Spielfilm ein hochkarätiges Glanzstück. Mit der emotionalen Wucht eines Michael Haneke geht es um Würde, Selbstbestimmung – und die Familie, mit all ihren innewohnenden Machtverhältnissen. Basierend auf dem preisgekrönten Bestseller „Alles ist gutgegangen“ von Emmanuèle Bernheim, inszeniert Ozon das Sterben als letzten Ausdruck des Lebens, umgesetzt von einer erstklassigen Starbesetzung, ohne falsche Sentimentalitäten, mit leisen Zwischentönen, viel Liebe zum Detail und einer großen Portion Humor. Neben Sophie Marceau und André Dussollier brillieren die britische Grande Dame Charlotte Rampling sowie die deutsche Leinwand-Ikone Hanna Schygulla.


WHO’S AFRAID OF ALICE MILLER?

Schweiz 2020 – Regie: Daniel Howald
101 Min. – Originalfassung (Deutsch) – Ab 12 Jahren

Mit: Martin Miller, Irenka Taurek, Anna Dodziuk, Alice Miller, Elzbieta Janicka, Cornelia Kazis u. a.

„Es war mir nicht gegeben, eine gute Mutter zu sein.“ Ausgerechnet die Kindheitsforscherin Alice Miller, die die Folgen von Gewalt an Kindern anprangerte, begegnete ihrem Sohn Martin mit Gefühlskälte und schützte ihn nicht vor den Schlägen des Vaters. Martin begibt sich nach Millers Tod auf Spurensuche, um seine Mutter und die Ursachen seines eigenen seelischen Schmerzes besser zu verstehen. Schließlich wird er fündig in einem verdrängten Kriegstrauma Alice Millers: Den Holocaust überlebte die Jüdin unter falscher Identität in Warschau und erlebte dort die Gräueltaten der Nazis. Martin Millers persönliche Geschichte macht Mut, sich dem eigenen seelischen Erbe zu stellen. (nach Kino im Kesselhaus)


LUZIFER

Österreich 2021 – Regie, Drehbuch, Schnitt: Peter Brunner
103 Min. – Originalfassung (Deutsch) – Ab 16 Jahren

Mit: Franz Rogowski, Susanne Jensen
Kamera: Peter Flinckenberg – Musik: Tim Hecker

„Wo ist der Teufel?“, fragt Maria (Susanne Jensen) immer wieder. Ihr ganz persönlicher Teufel steckt im Alkohol. Vor ihm ist sie zunächst in den Glauben geflohen – und dann auf eine einsame Alm. Gemeinsam mit ihrem geistig behinderten Sohn Johannes (Franz Rogowski) führt sie dort ein karges Einsiedlerleben. Täglich kniet sie betend vor dem verbrannten Baum, der ihr als Altar dient. Mal schützt sie sich und Johannes durch rituelle Waschungen, mal bestraft sie ihn drakonisch fürs Masturbieren, mal beschwört sie die Natur durch ein loderndes Feuer. Es ist eine beinahe zeitlose Existenz in einer archaischen Alpen-Landschaft. Doch irgendwann dringt die Moderne ein – erst mit Anrufen, dann mit dem Geräusch von Kettensägen und schließlich mit Drohnen, die unheimlich surren, Johannes bis in die Kirche verfolgen und mit geradezu diabolischer Präsenz in der Luft stehen, als würden sie jeden Moment angreifen … (nach critic.de)

„In meinen Filmen wird Sozialrealismus mit poetischen Stilmitteln aufgebrochen,echte Menschen kollidieren mit fiktiven Figuren. Mein Ziel ist die Übersetzung eines inneren Zustands in pures Kino.“ – Regiestatement Peter Brunner