4. bis 10. März

Programmübersicht

Filmbeschreibungen

DER MANN, DER SEINE HAUT VERKAUFTE
– The Man Who Sold His Skin

Tunesien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweden 2020 – Regie, Drehbuch: Kaouther Ben Hania
104 Min. OmU (Arabisch, Englisch, Französisch, Flämisch) / deutsche Synchronfassung – Alter: k. A.

Mit: Yahya Mahayni, Dea Liane, Koen De Bouw, Monica Bellucci u. a. Kamera: Christopher Aaoun – Schnitt: Marie-Hélène Dozo – Kostüm: Randa Kheder 

Eine kleine Stadt in Irland. Der Fensterputzer John zieht seinen vierjährigen Sohn Michael

Der Syrier Sam Ali verlässt sein Land, um dem Krieg zu entkommen. Dafür, und um mit der Liebe seines Lebens leben zu können, lässt er seinen Rücken von einem der provokantesten zeitgenössischen Künstler der Welt tätowieren. Sam verwandelt seinen eigenen Körper in ein prestigeträchtiges Kunstwerk, muss dabei jedoch erkennen, dass seine Entscheidung alles andere als Freiheit mit sich bringen wird.
Die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania verknüpft das Schicksal eines Flüchtlings mit dem Wesen der Kunstwelt und entblößt damit die Käuflichkeit der Welt. Nominiert für den Oscar™ als bester internationaler Film.

„Zu gleichen Teilen zynischer Kommentar auf unsere Gegenwart, politische Parabel und Gesellschaftssatire. So sehr man den Stoff als Fiktion abtun möchte, er basiert doch auf der Realität. Unbedingt sehenswert.“ – Neue Zürcher Zeitung


DER ALPINIST

USA 2021 – Regie: Peter Mortimer, Nick Rosen
93 Min. OmU (Englisch) – Alter: k. A.

Mit: Marc-André Leclerc, Alex Honnold, Reinhold Messner, Brette Harrington, Peter Mortimer u. a.

Während sich das Klettern zu einem gehypten Trendsport entwickelt, klettert Marc-André Leclerc allein, weit weg vom Rampenlicht. Er ist der geheimnisumwitterte Außenseiter der Szene. Die Besteigungen abgelegener Steilwände, die der 23-Jährige unternimmt, gehören zu den gewagtesten Solo-Touren der Geschichte. Dennoch zieht er kaum Aufmerksamkeit auf sich. Ohne Kameras, ohne Seil und ohne Spielraum für Fehler sind Leclercs Bergbesteigungen der Inbegriff des Solo-Abenteuers.

Regisseur Peter Mortimer ist von Leclercs Leistungen fasziniert und möchte einen Film über ihn machen. Aber der kanadische Solo-Bergsteiger ist schwer fassbar: Er ist ein öffentlichkeitsscheuer Nomade, besitzt weder ein Telefon noch ein Auto und ist eher abgeneigt, seine pure Vision des Bergsteigens mit einem Filmteam zu teilen. Es fällt Peter Mortimer schwer, mit Leclerc Schritt zu halten und zugleich werden dessen Solo-Touren immer umfangreicher und kühner. Einige Top-Bergsteiger staunen über Leclercs Leistungen, andere hingegen sind besorgt und meinen, er gehe zu große Risiken ein. Dann begibt sich Leclerc auf ein historisches Abenteuer in Patagonien, das die Möglichkeiten des Solo-Bergsteigens neu definiert.

Anknüpfend an den Erfolg des Oscar-Preisträgers „Free Solo“ erzählt DER ALPINIST die atemberaubende Geschichte eines Ausnahmekletterers an der Grenze des Vorstellbaren.


DREI ETAGEN – Tre piani

Italien, Frankreich 2020 – Regie: Nanni Moretti
120 Min. OmU (Italienisch) / deutsche Synchronfassung – Alter: k. A.

Mit: Riccardo Scamarico, Alessandro Sperduti, Alba Rohrwacher, Nanni Moretti u. a.
Drehbuch: Nanni Moretti, Federica Pontremoli, Valia Santella nach einem Roman von Eshkol Nevo
Kamera: Michele D’Attanasio – Schnitt: Clelio Benevento – Musik: Franco Piersanti

Der Sohn eines Richterpaares verliert angetrunken die Kontrolle über sein Auto, baut einen Unfall und hofft auf die Unterstützung seiner Eltern, um nicht verurteilt zu werden. Die Mutter eines kleinen Kindes, deren Mann oft beruflich im Ausland ist, fühlt sich einsam und durch Visionen eines schwarzen Vogels beunruhigt. Ein junger Familienvater hegt gegenüber einem älteren Nachbarn einen schrecklichen Verdacht. Sie alle leben im selben Haus in einem wohlhabenden Viertel in Rom. Während die Männer in ihrem Eigensinn wie gefangen sind, versuchen die Frauen, ihre zerrütteten Leben voller familiärer Brüche zu kitten – und die verloren geglaubte Liebe wiederzufinden und weiterzugeben.

Das neuste Werk des italienischen Kultregisseurs Nanni Moretti basierend auf einem Roman des israelischen Autors Eshkol Nevo, besticht mit einem großartigen Soundtrack, unerwarteten Wendungen und herausragenden Schauspieler*innen wie Riccardo Scamarcio, Alba Rohrwacher und Margherita Buy – ein bewegender Film, der nachhallt.

„Eine emotionale filmische Reise von einer Dichte, wie sie nur große Regisseure zu kreieren verstehen.“ – Le Temps


MAÏDAN – Майдан 

Niederlande, Ukraine 2014 – Regie, Drehbuch: Sergei Loznitsa
133 Min. OmU (Ukranisch, Russisch, Englisch) – Alter: k. A.

Kamera Sergei Loznitsa, Serhiy Stefan Stetsenko, Mykhailo Yelchev – Schnitt: Sergei Loznitsa, Danielus Kokanauskis – Ton: Vladimir Golovnitski

Eine kleine Stadt in Irland. Der Fensterputzer John zieht seinen vierjährigen Sohn Michael alleine Genau acht Jahre ist es her, seit die Massenproteste in der Innenstadt von Kiew Putins Protegé Janukowitsch aus Amt und Land trieben. Der Krieg, welcher danach über den Osten der Ukraine hereinbrach, macht die anfänglich friedlichen Demonstrationen auf dem Maidan beinahe vergessen. Umso erschütternder daher der Blick zurück: die volksfestartigen Proteste mit über einer halben Million Teilnehmenden aus allen Bevölkerungsschichten, die friedliche Besetzung des Kiewer Rathauses und später ein sich verschärfender Konflikt, der in bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und zunehmend radikalisierten Demonstranten mündete und über hundert Todesopfer forderte.
Die Bilder der Maidan-Proteste gingen um die Welt, und Mobiltelefon sei Dank ist heute jeder Demonstrant auch ein Kameramann. Doch Loznitsa ist kein Handyfilmer: Dem euphorisierenden Gewusel der Demonstranten setzt der Dokumentarfilm-Routinier ruhige, sorgfältig kadrierte Tableaus entgegen. Statt sich vom Strom der Ereignisse mitreissen zu lassen, behält er mit seiner Kamera den Überblick und fasst die Dynamik der Masse in fast schon ornamentale Bilder. Hitzige Köpfe halten Loznitsas Film kühle Distanziertheit und fehlende Empathie vor. In Wirklichkeit schafft er den seltenen Spagat, die explosive Dynamik einer Revolution in zeitlose Bilder zu fassen, und hebt sich damit wohltuend vom Voyeurismus des gängigen Gefechtsjournalismus ab. Er habe sich für Maidan von Eisensteins Streik inspirieren lassen, sagt Loznitsa. Ein Vergleich, der einleuchtet und den er nicht zu fürchten braucht.


FRAUENFILMTAGE 2022

In Kooperation mit dem Amt der Kärntner Landesregierung – Referat für Frauen und Gleichstellung

Donnerstag, 10. März, 20.15 Uhr: DAS EREIGNIS
Freitag, 11 März, 20.15 Uhr: TOVE – Auf der Suche nach Freiheit
Samstag, 12. März, 20.15 Uhr: PAPICHA

Eintritt frei!


DAS EREIGNIS

Frankreich 2021 – Regie: Audrey Diwan
100 Min. deutsche Synchronfassung – Alter: k. A.

Mit: Anamaria Vartolomei, Kacey Mottet Klein, Luàna Bjrami, Sandrine Bonnaire u. a.
Drehbuch: Audrey Diwan, Marcia Romano, Anne Berest nach dem gleichnamigen Roman von Annie Ernaux

1963. Frankreich. Die junge Studentin Anne wird nach einer kurzen Affäre, die keine Zukunft hat, schwanger. Ihre einsame Entscheidung zu einer Abtreibung ist gefallen. Mit einem Kind wäre Annes Wunsch nach einer selbstbestimmten Zukunft als Autorin unmöglich: Sie könnte nicht einmal ihr Studium vollenden. In dieser Zeit ist es für ein junge Frau jedoch nicht einfach, ihr Recht auf einen Abbruch durchzusetzen. Die Ärzte, die Anne mehr oder weniger wohlwollend gegenüberstehen, berufen sich auf die Gesetze und bieten der jungen Frau keinerlei Hilfe. In ihrer tiefen Not und unter dem Zeitdruck der Natur lässt nun Annie nichts unversucht, um ihr Ziel zu verwirklichen – auch wenn sie dabei mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben spielt.

Filmfestspiele Venedig 2021: Goldener Löwe
Eröffnungsfilm Viennale 2021