Kinoprogramm

8. bis 14. April

Filmbeschreibungen

DER SCHNEELEOPARD
– La Panthère des neiges

Frankreich 2021 – Regie, Drehbuch: Marie Amiguet, Vincent Munier
92 Min. OmU (Französisch) – Alter: k. A.

Kamera: Vincent Munier – Schnitt: Vincent Schmitt – Musik: Nick Cave, Warren Ellis

1963. Frankreich. Die junge Studentin Anne wird nach einer kurzen Affäre, die keine Zukunft hat, schwanger. Ihre einsame Entscheidung zu einer Abtreibung ist gefallen. Mit einem Kind wäre Annes Wunsch nach einer selbstbestimmten Zukunft als Autorin

Im Herzen des tibetischen Hochlands begibt sich Natur- und Wildlife-Fotograf Vincent Munier zusammen mit dem Schriftsteller Sylvain Tesson auf die Suche nach dem Schneeleoparden. Nur noch wenige Exemplare der gefährdeten und scheuen Art sind in freier Wildbahn anzutreffen. Tagelang durchstreifen die beiden Männer das Gebirge, lesen Spuren, werden mit der Landschaft eins. Geduldig harren sie aus, beobachten und fotografieren. Ihre langsame Jagd nach dem Schneeleoparden entwickelt sich dabei zu einer inneren Reise, einem stillen Dialog über den Platz des Menschen in einer verschwindenden Welt. Herausgekommen ist ein Film von überwältigender Schönheit, die kongeniale Filmmusik steuerten Nick Cave und Warren Ellis bei.

„Eine filmische Rückbesinnung auf das Animalische im Menschen, eine Lektion in Demut gegenüber der Natur und eine meditative Versenkung.“ – Livreshebdo


ABTEIL NR. 6 – Hytti nro 6

Finnland, Deutschland, Estland, Russland 2021
Regie: Juho Kuosmanen
107 min – OmU (Russisch/Finnisch) / deutsche Synchronfassung

Mit: Yuriy Borisov, Seidi Haarla, Yuliya u. a.

Nur wenige Menschen zieht es im Winter ins eisige Murmansk am nördlichen Polarkreis. Die schüchterne finnische Archäologiestudentin Laura aber ist fest entschlossen, die berühmten Felsenmalereien der Stadt zu besichtigen – eine unglückliche Romanze, die sie in Moskau hinter sich lässt, motiviert ihren Entschluss umso mehr. Die Aussicht auf eine beschauliche Eisenbahnreise zerschlägt sich schnell als Laura ihren Mitreisenden im Abteil Nr. 6 kennenlernt: Ljoha ist Bergarbeiter, trinkfest und laut, ein Typ, der keine Grenzen zu kennen scheint und Lauras schlichtweg ignoriert. Doch während der nächsten Tage ihrer gemeinsamen Reise müssen die ungleichen Passagiere auf engstem Raum miteinander auskommen lernen. Der Beginn einer unerwarteten Annäherung.

Zum Sound von VOYAGE VOYAGE nimmt uns Juho Kuosmanen („Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“) mit auf eine atmosphärische Reise durch das winterliche Russland der späten 1990er Jahre, auf der sich zwei Außenseiter über alle Kultur- und Klassengrenzen hinweg begegnen und näher kommen. Ein liebevoll raues, melancholisch-komisches Roadmovie auf Schienen, inspiriert durch den gleichnamigen Roman von Rosa Liksom.

Cannes Filmfestival 2021: Großer Preis der Jury

„Ein Film, der uns schließlich zu diesem Punkt führt: Freude“ – Le Monde

„Eine lebensverändernde Reise“ – Les Inrockuptibles


RIMINI

Deutschland, Frankreich, Österreich 2022 – Regie: Ulrich Seidl
114 Min. – deutsche Originalfassung

Mit: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Inge Maux, Claudia Martini, Georg Friedrich
Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz – Kamera: Wolfgang Thaler – Schnitt: Mona Willi – Musik: Fritz Ostermayer, Herwig Zamernik

Richie Bravo, einst ein gefeierter Schlagerstar, jagt im winterlichen Rimini seinem verblichenen Ruhm hinterher. Mit Auftritten vor Bustouristen und Liebesdiensten an weiblichen Fans finanziert er seinen ausschweifenden Lebensstil zwischen Dauerrausch und Spielsucht. Als eines Tages seine erwachsene Tochter vor ihm steht und das Geld einfordert, das er ihr nie gegeben hat, beginnt seine Welt zu kollabieren. Währenddessen zieht sein greiser, an Demenz erkrankter Vater in einem österreichischen Pflegeheim die immer gleichen Kreise und wird von seiner Nazi- Vergangenheit eingeholt.

„Das winterliche Rimini ist neben Richie Bravo der zweite entscheidende Protagonist des Films. Der menschenleere Urlaubsort an der Adria ist eine stimmungsvolle Nachsaisonhölle, die perfekt zum abgenutzten Charme dieses Mannes passt. Die Bilder von Wolfgang Thaler zeigen eine nebelverhangene Gespensterwelt, in der sich ein kleiner Rest Leben regt.“ – Der Standard


INTRODUCTION – 인트로덕션

Südkorea 2021 – Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Musik und Produktion: Hong Sangsoo 
114 Min. – OmU (Koreanisch)

Mit: Shin Seok-ho, Park Mi-so, Kim Young-ho, Ki Joo-bong, Seo Young-hwa, Kim Min-hee, Cho Yun-hee u. a.

Youngho wird in die Arztpraxis seines Vaters gerufen. Der ist mit seinen Patient*innen beschäftigt, zu denen auch ein bekannter Schauspieler gehört. Youngho muss warten. Als seine Freundin Juwon zum Studium nach Berlin geht, reist Youngho ihr hinterher, um sie zu überraschen. Durch Vermittlung ihrer Mutter wohnt Juwon im Haus einer Künstlerin, deren Schönheit sie einschüchtert. Einige Zeit später will Younghos Mutter ihren Sohn bei einem gemeinsamen Essen mit einem berühmten Schauspieler bekannt machen – es ist derselbe, dem Youngho bereits in der väterlichen Praxis begegnet ist. Youngho erscheint in Begleitung seines Freundes Jeongsoo. Nach dem Essen gehen die beiden an den Strand. Youngho schläft ein und träumt von Juwon. Er erwacht und geht trotz der Kälte schwimmen; Jeongsoo schaut ihm zu.

Hong Sangsoos Film, der einem Aphorismus gleicht, ist ein poetisch-philosophisches Glanzstück. Zwei Mütter wollen ihren Kindern den Weg ins Leben ebnen, aber die entscheiden sich anders. C’est la vie. Das lebenskluge Motto, das Youngho von dem alten Schauspieler mit auf den Weg bekommt, scheint direkt von Hong selbst zu stammen: „Wie klein auch immer, es gibt nichts als Gutes!“

„Erfüllend, faszinierend, hypnotisch schlicht.“  – Little White Lies

„Meisterwerk! Hong Sangsoos Film erreicht einmal mehr das, was das Wesen des Kinos ausmacht: eine Kunst des Zeigens, die auch eine Kunst des Denkens ist.“ – Le Monde