Kinoprogramm
Filmbeschreibungen
BESUCH IM BUBENLAND
Österreich 2024 – Regie, Drehbuch, Kamera, Ton: Katrin Schlösser – Schnitt: Dieter Pichler – Sounddesign: Peter Kutin – Produzentinnen: Barbara Pichler, Gabriele Kranzelbinder – Originalfassung (Deutsch) 92 Minuten – Keine Altersfreigabe
In ihrem zweiten Dokumentarfilm macht sich die Filmemacherin Katrin Schlösser in Form einer filmischen Feldforschung auf ins Südburgenland, um dort einen Film mit Männern zu drehen. Wortkarg und lakonisch teilen die Männer letztendlich freimütig ihre Gedanken und Gefühle, erzählen von individuellen Lebenswegen, vom Alltag und seinen Lasten, von Träumen – immer in Reaktion auf die Neugier, Offenheit und Hartnäckigkeit der Fragestellerin, die ihnen mit ihrer Handykamera gegenübersitzt und einen Dialog auf Augenhöhe sucht.
Katrin Schlösser („Szenen meiner Ehe“) gelingt ein empathischer und humorvoller Film über eine versteckte Region und über eine weitgehend unbekannte Spezies – Männer.
MAY DECEMBER
USA 2023 – Regie: Todd Haynes – Drehbuch: Samy Burch – Kamera: Christopher Blauvelt – Mit: Natalie Portman, Julianne Moore, Charles Melton, Cory Michael Smith – OmU (Englisch) / deutsche Synchronfassung 117 Minuten – Keine Altersfreigabe
Schauspielerin Elizabeth Berry (Natalie Portman) soll in ihrem neuen Film ausgerechnet in die Rolle jener Frau schlüpfen, die in einen Sexskandal verwickelt war: Gracie Atherton-Yoo (Julianne Moore) empörte nämlich ganz Amerika, als sie als verheiratete Mittdreißigerin den 13-jährigen Joe verführte. Sie landete kurze Zeit im Gefängnis, doch ihre Beziehung zu Joe hielt an. Mehr als 20 Jahre später haben die beiden drei gemeinsame Kinder. Nun soll Elizabeth die Skandalnudel in einem Film spielen, wofür sie Gracie und ihr Umfeld kennenlernt.
Mit MAY DECEMBER liefert Regisseur Todd Haynes („Carol“, „I’m not There“, „Velvet Underground“, „Dem Himmel so fern“) ein intrigenreiches und bittersüßes Melodrama. Die beiden fulminant aufspielenden Oscarpreisträgerinnen Natalie Portman und Julianne Moore brillieren in den Hauptrollen.
DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS
Österreich, Deutschland 2023 – Regie: Georg Maas, Judith Kaufmann – Kamera: Judith Kaufmann – Kostüm: Tanja Hausner – Mit: Sabin Tambrea, Henriette Confurius, Daniela Golpashin, Manuel Rubey u. a. – Originalfassung (Deutsch) 98 Minuten – Keine Altersfreigabe
1923: Dora Diamant und Franz Kafka lernen sich zufällig am Ostseestrand kennen. Er ist ein Mann von Welt, sie aus dem tiefen Osten, er kann schreiben, sie kann tanzen. Sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, er schwebt immer etwas darüber. Sie umarmt den Indikativ, er verheddert sich im Konjunktiv. Aber als die beiden einander kennenlernen, wird alle Verschiedenheit einerlei. Auch wenn Kafkas Gesundheitszustand sich mehr und mehr verschlechtert, das gemeinsame Jahr lässt die beiden DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS spüren.
Liebe gegen alle Widerstände – so könnte man die Prämisse des Films zusammenfassen. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Michael Kumpfmüller wird die berührende Geschichte der großen Liebe von Franz Kafka und Dora Diamant erzählt.
MAX UND DIE WILDE 7: Die Geister-Oma
Deutschland 2024 – Regie: Winfried Oelsner – Drehbuch: Lisa-Marie Dickreiter, Winfried Oelsner (basierend auf der gleichnamigen Buchreihe) – Mit: Lucas Herzog, Uschi Glas, Thomas Thieme u. a. – Originalfassung (Deutsch) 90 Minuten – Ab 6 Jahren
In der Seniorenresidenz Burg Geroldseck hat der 10-jährige Max endlich richtige, aber alles andere als stinknormale Freunde gefunden: Die abenteuerlustigen Pensionisten Vera, Horst und Kilian von Tisch Nr. 7. Nur mit den Gleichaltrigen klappt es nicht so richtig. In der neuen Klasse wird er gemobbt und der Turnlehrer schliesst ihn gar aus dem Fußballteam aus. Horst will helfen und fordert zu einem Duell heraus. Wird es Max und der Wilden 7 gelingen, das Fußballspiel für sich zu entscheiden und den Fall um die mysteriöse Geister-Oma zu lösen?
JOHNNY & ME
– Eine Zeitreise mit Johnny Heartfield
Deutschland, Österreich, Schweiz 2023 – Regie, Drehbuch: Katrin Rothe – Mit: Stephanie Stremler, Manuel Harder – Schnitt: Hannes Starz, Katrin Rothe – Originalfassung (Deutsch) 100 Minuten – Keine Altersfreigabe
Bertold Brecht nennt ihn einen der bedeutendsten europäischen Künstler. George Grosz und Kurt Tucholsky gehören zu seinen engsten Freunden. Für die Nazis wird der Vater der politischen Fotomontage schnell zu einem der gefährlichsten Staatsfeinde: John Heartfield.
Geplagt von einer Schaffenskrise entdeckt die Grafikerin Stephanie sein Werk in einer Ausstellung und taucht durch einen Zeittunnel ein in das bewegte Leben des bahnbrechenden Kollagenkünstlers.
NO BEARS – خرس نیست
Iran 2022 – Regie, Drehbuch: Jafar Panahi– Mit: Naser Hashemi, Bakhtiyar Panjeei, Jafar Panahi – OmU (Farsi, Aserbaidschanisch, Türkisch) 106 Minuten – Keine Altersfreigabe
Immer wieder hat der iranische Regisseur Jafar Panahi mit Zensur und Repressionen in seiner Heimat zu kämpfen. Inzwischen sitzt Panahi in einem Teheraner Gefängnis. Sein vorher noch abgedrehter Film feierte in Abwesenheit des Regisseurs Premiere beim Filmfest in Venedig. Zwischen den Grenzen von Fiktion und Dokumentation taucht der Film tief in die sozialen und politischen Strukturen der iranischen Gesellschaft ein und wird dabei zu einer meisterhaften Reflexion übers Filmemachen und die ethische Verantwortung von Kunstschaffenden (nach cinema-paradiso.at).
DIE GUTEN JAHRE
Österreich 2024 – Regie, Kamera: Reiner Riedler – Buch: Katja Schröckenstein, Reiner Riedler – Mit: Michael Appelt, Christine Appelt – Originalfassung (Deutsch) 94 Minuten – Keine Altersfreigabe
Um seine Mutter mit beginnender Demenzerkrankung zu pflegen, zieht der erfolgreiche Magazinfotograf Michael Appelt mit Anfang fünfzig wieder in sein altes Kinderzimmer ein. Reiner Riedlers Dokumentarfilm ist ein persönliches Porträt über einen Freund und Wegbegleiter, das nicht bloß von essenziellen Themen des Menschseins, des Älterwerdens und der Konfrontation mit dem Ausweglosen erzählt, sondern darüber hinaus auch Michael Appelts eindrückliches fotografisches Œuvre zugänglich macht.
WELCOME VENICE
Italien 2022 – Regie: Andrea Segre – Kamera: Matteo Calore – Musik: Theo Tehardo – Mit: Paolo Pierobon, Andrea Pennacchi, Ottavia Piccolo, Roberto Citran – OmU (Italienisch) 103 Minuten – keine Altersfreigabe
Die Brüder Pietro und Alvise gehören zu einer alten Fischerfamilie aus Giudecca, einer der Inseln, aus denen die Stadt Venedig besteht. Ihr Leben kollidiert vor dem Hintergrund des unaufhaltsamen Wandels, der zunehmende Einfluss des globalen Tourismus verändert die Beziehungen zwischen der Stadt und ihren Bewohnern. Obwohl es anstrengend und einsam ist, möchte Pietro weiterhin „moeche“, die typischen Krebse der Lagune, fischen; Alvise hingegen sieht die Möglichkeit, neu anzufangen, indem er Beziehungen zur Immobilienelite aufnimmt, die die Stadt beherrscht. Der Konflikt greift schließlich auf die ganze Familie über und mündet in ein unvergessliches Finale.
Nach seinem Erfolg „Moleküle der Erinnerung“ beschäftigt sich Andrea Segre mit einem unbekannten Gesicht hinter der Fassade Venedigs – menschliche Wirklichkeiten, die einem touristischen Blick normalerweise verschlossen bleiben.
IVO
Deutschland 2024 – Regie, Drehbuch: Eva Trobisch – Kamera: Adrian Campean – Schnitt: Laura Lauzemis – Mit: Minna Wündrich, Pia Hierzegger, Lukas Turtur, Lilli Lacher – Originalfassung (Deutsch) 104 Minuten – Keine Altersfreigabe
Ivo arbeitet als ambulante Palliativpflegerin. Täglich fährt sie in unterschiedliche Haushalte. Zu Familien, Eheleuten und Alleinstehenden. In kleine Wohnungen und große Häuser. Eine ihrer Patientinnen, Solveigh, war schon vor ihrer Erkrankung eine enge Freundin. Auch zu Solveighs Mann Franz hat Ivo eine enge Beziehung. Tag für Tag arbeiten sie bei der Pflege von Solveigh zusammen. Und sie schlafen miteinander. Solveighs Kräfte schwinden, bald ist sie bei den einfachsten Verrichtungen auf fremde Hilfe angewiesen. Die letzte Entscheidung will Solveigh alleine treffen, Franz soll nichts davon erfahren. Sie bittet Ivo, ihr beim Sterben zu helfen.
Der neue Film von Eva Trobisch („Alles ist gut“) war einer der Höhepunkte der Berlinale 2024 und erzählt eine außergewöhnliche Dreiecksbeziehung, getragen von drei großartigen Darsteller:innen: Minna Wündrich, Lukas Turtur und Pia Hierzegger.
Donnerstag, 27. Juni, 19.45 Uhr
Am letzten Donnerstag eines Monats spürt Psychotherapeut und Cineast Otto Teischel gemeinsam mit dem Publikum im Saal den Gefühlen und Schlüsselmomenten eines ausgewählten Films nach,
in denen Filmkunst und (Über-)Lebenskunst sich berühren …
KINO DES LEBENS: Erschütternd
SYSTEMSPRENGER
Deutschland 2019 – Regie, Drehbuch: Nora Fingscheidt – Mit: Helena Zengel, Albrecht Schuch, Gabriela Maria Schmeide – Originalfassung (Deutsch) 121 Minuten – Ab 12 Jahren
Kraftvolles Drama um ein neunjähriges Mädchen, das sich allen Verhaltensnormen verweigert und trotz intensiver Bemühungen von Helfern und Pädagogen in einen destruktiven Teufelskreis zu geraten droht … Der sorgfältig recherchierte und in den Hauptrollen überragend gespielte Film will weder anklagen noch urteilen, sondern wirbt mit großer Kraft um Verständnis für ein Kind, das mit extremen Ausbrüchen nach Halt und Geborgenheit sucht. Statt auf ein Sozialdrama setzt die Inszenierung auf eine starke affektive Anteilnahme der Zuschauer, die auch psychisch in das chaotische Erleben der Protagonistin involviert werden. (Lexikon des Internationalen Films)
KLONDIKE
Ukraine, Türkei 2022 – Regie: Maryna Er Gorbach – Kamera: Sviatoslav Bulakovskyi – Mit: Oxana Cherkashina, Sergiy Shadrin, Oleg Scherbina – OmeU (Ukrainisch mit englischen Untertiteln) 100 Minuten – Keine Altersfreigabe
Die hochschwangere Irka lebt mit ihrem Mann in einem Dorf im ostukrainischen Gebiet Donezk. An der nahen russisch-ukrainischen Grenze wird im Juli 2014 gekämpft. Im Wohnzimmer ihres Hauses fehlt eine Wand, sie ist den Kampfhandlungen zum Opfer gefallen. Der Blick auf die karge Landschaft, die zum Kriegsschauplatz wird, liegt frei. Irka will ihr Heim dennoch nicht verlassen.
Die Regisseurin Maryna Er Gorbach verwebt die persönliche und die politische Geschichte der Kämpfe in der Ukraine und zeigt mit einer vorsichtig tastenden Kamera und hervorragenden Schauspieler:innen eindringlich den banalen Schrecken des Krieges. (nach Berlinale 2022)
Eintritt frei!
DISCO BOY
Frankreich, Italien, Belgien, Polen 2023 – Regie, Drehbuch: Giacomo Abbruzzese – Kamera: Hélène Louvart – Musik: Pascal Arbez-Nicolas ‚Vitalic‘ – Mit: Franz Rogowski, Morr N’Diaye, Laëtitia Ky – OmU (Französisch, Englisch, Igbo, Polnisch) 91 Minuten – Ab 16 Jahren
Nach einer Reise quer durch Europa erreicht Aleksei Paris in der Hoffnung, der Fremdenlegion beitreten zu können. Jomo kämpft im Nigerdelta gegen die Ölgesellschaften, die sein Dorf und das Leben seines Volkes zu zerstören drohen. Die Schicksale der beiden Männer verschmelzen über Grenzen, Körper, Leben und Tod hinweg.
Das geradezu hypnotische Spielfilmdebüt von Giacomo Abbruzzese mit dem herausragenden Franz Rogowski in der Titelrolle lief 2023 im Wettbewerb der Berlinale und wurde für die Kameraführung von Hélène Louvart mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
VORSCHAU: Kinosommer Villach, 11. bis 25. Juli & 9. bis 24. August 2024