Kinoprogramm
Filmbeschreibungen
ALCARRÀS – Die letzte Ernte
Spanien, Italien 2022 – Regie: Carla Simón – Drehbuch: Carla Simón, Arnau Vilaró – Kamera: Daniela Cajías – Mit: Jordi Pujol, Anna Rodriguez, Xénia Roset, Albert Bosch, Ainet Jounou, Josep Abad – 120 Minuten OmU (Spanisch) / deutsche Synchronfassung – keine Altersangabe
Seit 80 Jahren hat die Familie Solé in Alcarràs Pfirsiche angebaut. Nun versammelt sie sich, um gemeinsam die letzte Ernte zu realisieren. Denn das Land gehört ihnen nicht, der Großgrundbesitzer Pinyol hatte es ihnen einst überlassen, als Dank für seine Rettung im Spanischen Bürgerkrieg. Nun will der junge Pinyol vom Handschlag seines Urgroßvaters nichts mehr wissen. Er will das Land zurück, um eine einträgliche Photovoltaik-Anlage darauf zu errichten.
Auf einzigartige, vielstimmige, mit überbordender Energie und berührenden Momenten der Stille orchestrierte Weise erzählt ALCARRRÀS von der letzten Ernte der Solés. Jede und jeder in diesem Ensemble bekommt seine eigene Stimme und Geschichte. Die lärmende Unbeschwertheit des Familienfests, die Anstrengung langer Arbeitstage vom Morgengrauen bis in die Nacht, die Scherze und die Fröhlichkeit gemeinsamer Ernte, der trotzige Kampf in der Genossenschaft um faire Preise, das tiefe Wissen über Pflanzen und Boden, die Ungewissheit über das, was kommen mag – ALCARRRÀS ist ein grandios choreografierter Film voller Farben, Kontraste und Facetten, voller Leben und Liebe. Das Drama wurde bei der Berlinale 2022 als bester Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
LAST FILM SHOW
– Das Licht, aus dem die Träume sind
Frankreich, Indien 2021 – Regie: Pan Nalin – Kamera: Swapnil S. Sonawane – Schnitt: Shreyas Beltangdy, Pavan Bhat – Musik: Cyril Morin – Mit: Bhavin Rabari, Bhavesh Shrimali, Richa Meena – 112 Minuten OmU (Gujarati) / deutsche Synchronfassung – keine Altersangabe
„Du weißt doch, es ziemt sich für uns nicht, ins Kino zu gehen“, erklärt Bapuji seinem Sohn anfangs. Doch für einen religiösen Film über Göttin Mahakali wird eine Ausnahme gemacht. Und so lernt der neunjährige Samay die Lichtspielkunst und die Magie des Kinos kennen: das Gewusel und die Begierde des Publikums, den großen Raum, durch den kurz vor Vorstellungsbeginn noch eine weiße Taube flattert, die leuchtenden Farben auf der riesigen Leinwand, das sanfte Rattern des Filmprojektors. Danach ist er sich sicher: Er möchte Filme machen! – und natürlich noch viel mehr Zeit im Kino verbringen und Filme anschauen. (Nach kino-zeit.de)
In warmen, nostalgischen Bildern lässt DAS LICHT, AUS DEM DIE TRÄUME SIND die ersten Berührungspunkte mit der großen Liebe zum Kino auferstehen. Regisseur Pan Nalin ist ein zärtlicher und bewegender Liebesbrief an die Kraft des Kinos und des Geschichtenerzählens auf der großen Leinwand gelungen. Ein kraftvoller und entzückender Film, der in eine wunderbare Welt aus Licht und Zelluloid entführt und beweist, dass der Traum des Kinos nie zu groß geträumt werden kann.
MEINE STUNDEN MIT LEO
– Good Luck to You, Leo Grande
Großbritannien 2022 – Regie: Sophie Hyde – Drehbuch: Katy Brand – Kamera, Schnitt: Bryan Mason – Musik: Stephen Rennicks – Mit: Emma Thompson, Daryl McCormack, Isabella Laughland, Les Mabaleka – 97 Minuten OmU (Englisch) / deutsche Synchronfassung – keine Altersangabe
„Ich hatte noch nie einen Orgasmus“, gesteht die pensionierte und verwitwete Religionslehrerin Nancy dem attraktiven Callboy Leo Grande. Und genau deshalb hat sie ihn engagiert. Und natürlich geht es in den Begegnungen der beiden sehr explizit um Sex, doch Nancy lernt nicht nur, dass miteinander schlafen auch Spaß machen kann, sondern lernt ihren jungen Partner immer besser kennen. Und da die Chemie zwischen Emma Thompson und Daryl McCormack einfach stimmt, lassen die beiden die Leinwand mit ihrem Charme auf zauberhafteste Weise erstrahlen.
„Sophie Hyde gelang das Kunststück, einen Film über Lust, Lebenslügen und die heilende Wirkung von Sex zu drehen, der zu gleichen Teilen amüsiert, nachdenklich und versöhnlich stimmt und dabei ungemein sexy ist.“ – Kino-Zeit.de
SONNE
Österreich 2022 – Regie, Drehbuch: Kurdwin Ayub – Kamera: Enzo Brandner – Schnitt: Roland Stöttinger – Mit: Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka – 87 Minuten Originalfassung (Deutsch) – Ab 14 Jahren
Drei Wiener Teenagerinnen twerken (neudeutsch: Tanzstil mit kreisenden, ruckartigen Hüft- und Beckenbewegungen) im Hijab und singen einen Popsong. Ein YouTube-Video davon macht sie vor allem unter kurdischen Muslimen über Nacht berühmt. Yesmin, die als einzige der Freundinnen selbst Kurdin ist, beginnt sich immer weiter von ihrer Kultur zu distanzieren. Nati und Bella scheinen hingegen fasziniert von der ihnen fremden Welt. Als die Mädchen zwei junge kurdische Patrioten kennenlernen, droht die Situation zu eskalieren.
Die Wiener Regisseurin und Drehbuchautorin, Kurdwin Ayub, schafft in ihrem Spielfilmerstling, ein authentisches und vor allem humorvolles Porträt einer Generation, deren Identitäten und Zugehörigkeiten so schnelllebig sind wie Instagram-Storys. Produziert von Ulrich Seidl besticht SONNE durch seine innovative Filmsprache, ist „ein Lichtblick – möglicherweise eine Zäsur – im (jungen) österreichischen Kino, drängend relevant in Form und Inhalt“ – Diagonale 2022
MATCH ME IF YOU CAN
Österreich 2022 – Regie: Nina Hartmann, Albert Meisl, Mark Gersthofer – Drehbuch, Produktion: Nina Hartmann – Kamera: Markus Rosentreter – Musik: Herbert Pixner – Mit: Nina Hartmann, Olivier Lendl, Christoph Fälbl, Thomas Gassner – 90 Minuten Originalfassung (Deutsch) – Ab 14 Jahren
Im Zeitalter von Tinder, Instagram, Twitter & Co ist es höchste Zeit, die Geschichte des ersten Dates neu zu erzählen. Denn die große Liebe sucht man längst nicht mehr beim Ausgehen, im Freibad oder auf der Weihnachtsfeier, sondern per Selfie mit einem Like über Dating-Apps. So auch Lisa (Nina Hartmann) und Martin (Olivier Lendl), bei denen es online im Chatroom bereits gefunkt hat und die sich jetzt offline im echten Leben verabreden – zu einem Up-Date sozusagen. Nur blöd, dass beide ihre Profilfotos so geschönt haben, dass sie einander nicht erkennen, aber trotzdem ins Gespräch kommen. Klingt nach einer wahnwitzigen Verwechslungskomödie für zwei Personen – ist es auch.
Der Film, nach dem gleichnamigen, erfolgreichen Theaterstück „Match me if you can“, ist ein Herzensprojekt von Nina Hartmann. Ohne Fördermittel wurde der Film von einer Gruppe engagierter FilmemacherInnen in der legendären „Kanne“ im Hotel Klosterbräu (Tirol) gedreht und umgesetzt, die Musik kommt von niemand geringerem als Herbert Pixner.
RUBIKON
Österreich 2021 – Regie: Leni Lauritsch – Drehbuch: Leni Lauritsch, Jessica Lind – Kamera: Xiaosu Han, Andreas Thalhammer – Schnitt: Christoph Loidl, Anna Heuss – Musik: Andreas Frei – Ton: Bertram Knappitsch, Rudolf Pototschnig – Mit: Julia Franz Richter, George Blagden, Mark Ivanir, Nick Monu – 90 Minuten OmU (Englisch) / deutsche Synchronfassung – Ab 12 Jahren
Im Jahr 2056 haben Großkonzerne die Erde untereinander aufgeteilt und fast völlig ausgebeutet. Auf der extraterrestrischen Forschungsstation Rubikon müssen eine Konzernsoldatin (Julia Franz Richter), ein genialer Wissenschaftler (Mark Ivanir) und ein junger Biologe (George Blagden) mitansehen, wie die Erde innerhalb weniger Minuten von einem dichten, braunen, offenbar toxischen Nebel überzogen wird. Jegliche Kommunikation zur Erde reißt ab, sämtliche Kanäle sind tot. Als sie Kontakt zu einer Gruppe Überlebender bekommen, scheint ein neuer Hoffnungsschimmer da zu sein. Die Situation ändert sich jedoch schlagartig, als sich herausstellt, dass es sich bei den Überlebenden ausschließlich um Konzernbosse und deren Familien handelt …
Das Regiedebüt der erst 34-jährigen Kärntner Filmemacherin Leni Lauritsch überzeugt erzählerisch wie visuell. Ebenso beachtenswert ist die Produktionsleistung von Graf Film (Klagenfurt), die federführend an der Umsetzung beteiligt war. Es gelang stilsicher inszeniertes Genrekino mit tiefgründigem Background, das sich vor internationalen Sci-Fi-Produktionen nicht verstecken braucht.
PETER VON KANT
Frankreich 2022 – Regie, Drehbuch, Produktion: François Ozon – Kamera: Manuel Dacosse – Schnitt: Laure Gardette – Szenenbild: Katia Wyszkop – Mit: Denis Ménochet; Isabelle Adjani, Hanna Schygulla u. a. – 85 Minuten OmU (Französisch) / deutsche Synchronfassung – keine Altersangabe
Peter von Kant (Denis Ménochet), einst ein großer Regisseur, mittlerweile über seinem Zenit, wankt liebend, leidend, schreiend, saufend und singend durch sein Kölner Atelier. Durch Sidonie (Isabelle Adjani), ein Filmstar und viele Jahre seine Muse, lernt Peter den jungen, schönen Amir kennen und verliebt sich auf der Stelle in den Schauspieler. Genauso schnell, wie die leidenschaftliche Affäre zwischen den beiden entsteht, endet sie auch wieder – als Amir durch Peter berühmt geworden ist. Amir verspottet, demütigt und betrügt Peter, wodurch dieser einer Zerstörungssucht verfällt, die nicht zuletzt seine Mutter (Hanna Schygulla) und seinen letzten treuen Begleiter Karl trifft …
1972 entstanden, gilt „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ als eines der ersten ganz großen Meisterwerke von Rainer Werner Fassbinder. 2022 eröffnete François Ozons Neuinterpretation und Hommage PETER VON KANT die Berlinale. Ein Tribut ans Kino, die 70er und einen der größten Regisseure aller Zeiten!
UNSERE HERZEN – EIN KLANG
Deutschland 2022 – Regie, Drehbuch, Schnitt: Torsten Striegnitz, Simone Dobmeier – Mit: Simon Halsey, Judith Kamphues, Hyunju Kwon – 108 Minuten deutsche Originalfassung – keine Altersangabe
Eine besondere Magie liegt im gemeinsamen Singen – da sind sich alle einig, die schon einmal im Chor gesungen haben. UNSERE HERZEN – EIN KLANG geht diesem Zauber nach und begleitet zwei Chorleiterinnen und einen Chorleiter, wie sie aus einer Gruppe singbegeisterter Menschen, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten, Chöre von mitreißender musikalischer Intensität entstehen lassen.
DANCING PINA
Deutschland 2022 – Regie, Drehbuch, Schnitt: Florian Heinzen-Ziob – Filmmusik: Igor Stravinsky, Christoph Willibald Gluck – Mit: Malou Airaudo, Clémentine Deluy, Jorge Puerta Armenta u. a. – 111 Minuten deutsche Originalfassung – keine Altersangabe
Pina Bausch revolutionierte mit ihren Choreographien den modernen Tanz. Doch was bleibt von ihrem Werk? Zwei spektakuläre Tanzprojekte zeigen, wie eine junge Generation TänzerInnen aus aller Welt Pinas Choreographien neu entdeckt: Während die TänzerInnen vom Streetdance, klassischen Ballett, traditionellen und modernen afrikanischen Tänzen Pinas Werk verändern, verändert Pinas Choreographie die TänzerInnen.
DANCING PINA ist eine bildgewaltige, emotionale Reise in die Welt des modernen Tanzes und darüber hinaus.
SONDERVERANSTALTUNGEN:
Sonntag, 18. September, 10 Uhr: DAS PHÄNOMEN BRUNO GRÖNING
Dokumentarfilm in 3 Teilen mit Pausen, gesamt 285 Minuten.
Eintritt: freiwillige Spende an „Bruno-Gröning-Freundeskreis“
Im Jahre 1949 beherrscht ein Name die Schlagzeilen der Medien: Bruno Gröning. Zeitungen drucken Sonderausgaben, Funk und Wochenschau berichten. Ein Kinofilm entsteht. Wo immer er auftaucht, drängen Tausende Menschen von überall zu ihm. Gröning wird zum Weltereignis.